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Gartenfeen und Muscheln

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Gartenfeen und Muscheln  Empty Gartenfeen und Muscheln

Beitrag von Phönixfeder Fr 17 Mai 2013, 08:19

Gartenfeen und Muscheln



Es war einmal, in einem kleinen Dörfchen namens Maulbeerhain, eine kleine Gartenfee. Sie hieß Falldara, war Daumengroß und hatte lange braun gelockte Haare, die ihr bis zu den Hüften reichten. Erst im letzten Frühling hatte man sie zu einer Gartenfee ernannt und ihr ein kleines Rätsel aufgegeben. Erst wenn sie dieses Lösen konnte, durfte sie den anderen Gartenfeen bei der Arbeit helfen.
"Endlich den Frühling erwachen lassen!", seuftzte Falldara und streckte sich erneut, in ihrem kleinen, selbst gebauten Bettchen. Sie lag bereits eine ganze Weile wach auf dem kuscheligen Moos und grübelte wie sie diese verflixte Muschel aufbekommen könnte.
"Tzä, eine Muschel. Was soll eine Gartenfee ausgerechnet mit einer Muschel? Woher soll ich bloß wissen wie man sie öffnet?", brummte sie vor sich hin und blickte hinüber zu ihrem kleinen Tischen, das überquillte vor lauter Büchern und bereits gefährlich wackelte. Sogar von ihrem Bettchen aus konnte sie die Tittel erkennen:
Tanzen mit Walen
Muschelsalz und andere Perlen
Muschelzucht für Anfänger
Schwer erziehbarer Muschelnachwuchs
hieß es da unter anderem. Muscheln, Muscheln, Muscheln, tuckerte es ihr durch den Kopf. Falldara zog das Kissen unter dem Kopf hervor und warf es wütend gegen das Tischen, das mit lautem Getöse zusammen krachte. Vergilbte Seiten hatten sich gelöst und flogen wie bauschige Löwenzahnsamen durch die Luft.
Plötzlich klopfte es und Falldara zog den Kopf ein. Sie hoffte das es nicht Mollebrom war, von dem sie die wenig hilfreiche Lektüre geliehen hatte.
"Herrein, wenn`s keine Muschel ist!", reif sie und setzte sich auf, den Blick auf die Tür gerichtet.
Es knarrte leise und schoben sich Froldis Plattfüße in den ausgehöhlten Baum, in dem Falldara wohnte. Erleichtert sprang sie auf, begrüßte ihn und räumte dann schnell die Bücher wieder zusammen, sammelte die losen Seiten ein und legte sie in die richtigen Bücher, die sie danach sorgfältig auf dem Boden stapelte.
"Bist du immer noch nicht weiter?" , fragte Froldis und sah sie ein wenig ungedüldig und mit einem Hauch Vorwurfsvollem Blick an. Falldara schüttelte den Kopf und ließ die Schultern hängen.
"Ich habe an die Fünfdrillonigsten Bücher gelesen, aber in keinem steht wie man eine Feenmuschel öffnet. Nicht einmal mit einem Hammer gehts.", antwortete sie und setzte sich zurück aufs Bett.
"Mit einem Hammer? Du hast mit einem Hammer auf die Muschel eingeprügelt?", fragte Froldis entsetzt und begutachtete die Muschel, die glänzend auf dem Esstisch lag, gebettet in ein Nest aus frischem Moos.
"Ich habe halt die Geduld verloren.", sagte Falldara entschuldigend.
"Ich will endlich mit den anderen Gartenfeen den Frühling erwachen lassen! Ich will endlich Tautropfen an Gräser hängen, Sonnenstrahlen auffangen, Regenbögen bepinseln und Wolken weg kitzeln.", jammerte Falldara und schniefte laut.
"Eine Fee ist keine Fee, wenn sie keine Aufgabe hat!", zitierte sie die Lehrmeister, die diesen Spruch jeden Morgen mit erhobenem Zeigefinger aufsagten.
"Papperlapapp! Du hast bereits Aufgaben genug und du bist eine Fee, eine Gartenfee. Du musst nur noch dieses Rätsel lösen, dann ist es offiziell!", sagte Froldis und zog sie hoch. Mit schnellen Schritten waren sie beim Esstisch angelangt und beugten sich so tief hinunter, das sie die Muschel fast mit der Nasenspitze berührten. Froldis räusperte sich alle fünf Minuten, machte Hmmm hmmhmmhmm und kratzte sich am Kopf. Falldara wurde fast wahnsinnig. Die Spannung die in der Luft lag, die kleine Wutkugel, die in ihrem Bäuchlein rotierte und dann noch Froldis, der fast so aussah und sich anhörte als wüsste er genau worüber er nachgrübelte. Falldara raufte sich die Haare und schritt eilig auf und ab, während sie ebenfalls nachdachte.
Die Zeit verging, ohne das einer von beiden eine neue Idee hervorbrachte und erst als lautes Vogelgezwitscher ertönte, fielen sie aus ihren Überlegungen und sahen erschrocken auf.
"Du meine Güte, es muss fast Mittag sein.", sagte Falldara und seufzte. Froldis klatsche auf einmal in die Hände.
"Wir gehen zum tanzenden Wasserfall.", rief er und packte sie bei der Hand. Der tanzende Wasserfall. Natürlich, warum war sie nicht selbst darauf gekommen. Hinter den herabstürzenden Wassermassen befand sich die Bibliothek der Feen und es hieß, das die Bücher dort ihr Wissen hinaus sangen und der Wasserfall aus diesem Grund, eines Tages begonnen hatte zu tanzen.
Die beiden Feen liefen vor die Tür, öffneten ihre Feenflügel und stießen sich vom Boden ab, dann sausten sie in Richtung See. Der Weg war nicht allzu weit und bald entdeckten sie den Wasserfall. Sie landeten und gingen an der Fellswand vorbei, direkt hinter die herabfallenden Wassermassen.
Schon bald hörten sie die Bücher singen, die sacht durch die Höhle flogen. Ihre Seiten schwangen, wie kleine Wellen, zwischen den Buchrücken und kleine farbenfrohe Noten schwebten aus ihnen heraus. Als sie Falldara und Froldis entdeckten, verstummten sie und das größte, dickste und schwerste der Bücher schwebte zu ihnen herüber.
"Was ist euer Begehr, warum kommt ihr zu uns her?", sang das alte, zerschlissene Buch. Falldara sah ihren Freund kurz an, dann trat sie einen Schritt vor und sagte:
"Ich...wir müssen....äh möchten bitte wissen wie man eine Muschel öffnet."
Sie warteten, doch es gaschah nichts.
"Was ist euer Begehr, warum kommt ihr zu uns her?", sang das alte, zerschlissene Buch erneut und Falldara sah ihn verwirrt an.
"Das ist schon ein altes Buch, vielleicht ist er schwerhörig.", flüsterte Froldis, trat selbst vor und brüllte:
"Wir möchten bitte wissen wie man eine Muschel öffnet."
Wieder geschah erst nichts.
"Was ist euer Begehr, warum kommt ihr zu uns her?", sang das alte, zerschlissene Buch ein drittes Mal und endlich begriff Falldara. Sie holte Luft und sang: "Wir hoffen das sich unser Wissen erweitert, denn wir sind an einem Rätsel gescheitert. Die Muschel die wartet und muss sich doch öffnen, doch wir wissen nicht soll es gehn. Drum sagte Froldoris, lass uns zu den singenden Büchern hin gehnnnnnn..."
Froldis kicherte und schlug sich die Hand vor den Mund, so schief hatte Falldara gesungen.
Falldara sah ihn brummig an, grinste dann selbst und zuckte mit den Schultern.
"Ich bin halt keine Sängerfee, sondern eine Gartenfee."
Die Stimme des alten Buches unterbrach die beiden.
"Ich sag euch, es ist ganz einfach nur, die Muschel ist hart und brummig und stur. Doch nehmt ihr dem Vogel sein teures Kleid und kitzelt die Muschel, dann ist sie bereit. Kitzelt sie mit der Feder am Po, dann ist sie lustig drauf, öffnet sich und danach seid ihr frohhhhh."
Falldara sah Froldis mit großen Augen an. Mit einer Feder musste man die Miesmuschel kitzeln, damit sie sich öffnet. Falldara bedankte sich eilig und verabschiedete sich, dann ergfiff sie Froldis Arm und zog ihn mit sich hinaus, am Wasserfall entlang und schließlich in die Luft hinauf. Mit kräftigen Flügelschlägen flogen sie zu ihrem Baum zurück, knallten die Türe so laut auf, dass sie selbst zusammen zuckten und stürzten sich dann auf die Muschel.
Falldara legte sie Froldis in die Hand, dann holte sie eine alte Feder, die sie, mit anderen in einer kleinen Schachtel sammelte.
Mit zitternden Finger und voll Aufregung kitzelte sie die Muschel an allen Seiten. Sie strich rauf und runter, hin und her, und im Kreis herum. Mal schneller mal langsamer und plötzlich geschah es. Es knirschte leise und die Muschel öffnete ihre Schale.
Plötzlich knisterte die Luft, es roch nach Blumen, firchem Gras, nach Regen und Sonne, nach Honig und lauem Lüftchen und dann gab es einen Knall und bunte Blumenblütenblätter regneten von oben auf sie herab.
Die große Fee, die Hüterin über alle Feenstämme erschien und küsste Falldara auf die Stirn.
"Du hast es geschafft, Falldara. Ab dem heutigen Tage bist du eine vollwertige Gartenfee und darfst helfen den Frühling zu erwecken. Jedes Jahr, nach den kalten und grauen Tagen des Winters, wirst du, mit den anderen Garten Feen neues Leben erwecken und eingeschlafenes wieder beleben. Ich gratuliere dir! Und ich bin stolz das du nicht aufgegeben hast!", sagte sie und plötzlich ertönte großer Applaus von draußen und als sie alle vor die Türe traten, waren alle Feen des Waldes versammelt und jubelten ihr zu.
Falldara war so froh und glücklich und als sie ihr zu ehren ein großes Fest feierten, umarmte sie Froldis und dankte ihm. Und wenn ihr am Ende der Winterzeit, am letzten Abend des Scheens ganz leise im Bettchen liegt und nicht einschlaft, dann könnt ihr sie vielleicht entdecken. Wenn die ersten Sonnenstrahlen des Frühlings erwachen!



Ende





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Beitrag von Phönixfeder Sa 01 Jun 2013, 08:24

Bewertungszeit / Punktevergabe:
vom 01.Juni.2013 bis 07.Juni.2013 um 24 Uhr




Bewertung

1) Die Bewertung findet, wie immer in Form von Bewertungs-PN`s statt. Bitte beachtet die Regeln zur Bewertung! (Eure Punkte + Name der Geschichte werden per PN an das Foren-Team geschickt / Eure schriftliche Meinung dürft ihr unter die Geschichten setzen (ohne Punktzahl!!!)
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Zuletzt von Phönixfeder am Sa 01 Jun 2013, 15:15 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
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Beitrag von Max Riley Sa 01 Jun 2013, 14:04

Eine witzige, kleine Geschichte, mit Tinkabellcharme. Schön zu lesen.
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Beitrag von Gänseblümchen So 02 Jun 2013, 19:30

Eine süße Geschichte mit Falldara, der kleinen Fee, die das Rätsel mit der Muschel lösen muss, um eine echte Gartenfee werden zu können. Very Happy

Eine schöne Idee, und schön zu lesen. Very Happy

Was will uns dieses Märchen sagen? Ganz klar:
Um etwas erreichen zu können, bedarf es eher eine Portion Geduld, denn mit Gewalt geht gar nichts.

Weiter so.

Liebe Grüße sunny
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Gartenfeen und Muscheln  Empty Re: Gartenfeen und Muscheln

Beitrag von Märchenfee Do 06 Jun 2013, 15:29

Klasse Geschichte mit Aussage.
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Beitrag von Phönixfeder So 09 Jun 2013, 08:09

Gartenfeen und Muscheln: Phönixfeder = 20 Punkte
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