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Im Tal der Geschichten

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Beitrag von Phönixfeder Do 16 Mai 2013, 09:46



Im Tal der Geschichten


Es war einmal, ein kleines Mädchen namens Marie, das auf einer kleinen Lichtung eines dunklen Waldes lebte. Ihre Eltern hatten nicht viel Geld, doch sie waren glücklich und zufrieden, besaßen ein gemütliches Häuschen, viele Hühner, drei Schaafe und zwei Kühe und zwei Felder, außerhalb des Waldes, auf dem sie Korn und Gemüse anpflanzten.
Marie war sehr neugierig und wusste schon sehr viel, mehr als andere Kinder in ihrem Alter und doch wollte sie immer mehr und mehr wissen. So war es kein Wunder das Marie Bücher über alles liebte und ihre Nase in jeder freien Minute in die duftenden Blätter steckte. Selbst Bücher mit vergilbten Seiten, machten ihr nichts aus, sie folgte gespannt den verschnörkelten Buchstaben, die sorgfältig darauf gebracht waren. Abends las sie ihren Eltern vor, die gespannt den Geschichten lauschten, denn sie selbst konnten weder lesen noch schreiben.
Irgendwann, als der erste Schnee fiel bekam die kleine Familie Besuch, ein Sprecher des Königs klopfte an die Tür, trat ein und verlangte alle Bücher, denn der König hatte Angst das sein Volk zu schlau wurde und ihn irgendwann stürzen würden. So hatte er die Schule verboten und ließ alle Schrifften zusammen tragen und verbrennen.
Welch Unglück bedeutete dies für die Eltern und für Marie, die weinend ihre Bücher an sich raffte. Doch der Bote kannte keine Gnade und kein Mittleid, stieß das Kind zu Boden und ließ die Bücher hinaus tragen, wo ein großer Wagen stand, auf dem bereits ein großer Bücherberg lag, der darauf wartete verbrannt zu werden.
Unglücklich verschlossen die Eltern die Tür und versuchten ihre Tochter zu trösten, doch es dauerte Tage bis Marie wenigstens wieder lächeln konnte. Sie vermisste die Bücher, den Duft des Pergaments und der Tinte und sie vermisste die Abende, an denen sie ihren Eltern vorgelesen hatte.
Eines Tages klopfte es erneut an der Tür. Die Eltern sahen sich erschrocken an, denn sie fürchteten, das der König die Kinder entführen lassen würde, die lesen und schreiben konnten und so verhielten sie sich ruhig und versteckten Marie unter dem Bett. Doch es klopfte weiter und schließlich rief die Stimme einer alten Frau und bat um Einlass.
"Habt keine Furcht. Öffnet mir die Türe und lasst mich an euer wärmendes Feuer.", rief die Alte und klopfte erneut.
Schließlich trat der Vater an die Tür und öffnete sie einen Spalt, sah hinaus und weil er nur die Alte erblickte ließ er sie hinein. Ihre Lippen waren blau vor Kälte und ihre Zähne klapperten aufeinanander. Maries Mutter kam näher, führte die fremde Frau an das Feuer und schob ihr einen Stuhl unter.
"Habt vielen Dank. Welch eiskalter Wind doch dort draußen weht, wäre doch bald Frühling.", sagte sie dankbar und rieb ihre Hände. Marie krabbelte unter dem Bett hervor und trat zu der Frau, die sie fragend ansah. Da erzählte die Familie von dem Boten und die Alte lauschte gespannt und nickte.
"Der König ist ein Tropf, der keinen hellen Verstand hat, weil er selbst weder lesen noch schreiben kann. Selbst das Denken fällt ihm schwer.", sagte sie und zwinckerte Marie lächelnd zu. Dann fiel sie in Gedanken und dachte einen Moment nach, ehe sie Maries Hand in ihre nahm und sie ernst ansah.
"Willst du noch mehr lernen und sind dir und deinen Eltern die geschriebenen Worte so wichtig das du kein Abenteuer scheust?", fragte sie schließlich und Marie nickte. Auch ihre Eltern nickten und sagten: "Sie soll lernen, alles was sie lernen möchte, damit sie es im Leben weit bringt."
Die Alte lächelte und fasste in ihre Kleidung, wo sie eine Karte heraus holte, die sie auf dem Tisch ausbreitete.
"Schau her, Kind. Dort wo das Kreuz auf der Karte eingezeichnet ist liegt das Tal der Geschichten. Dort wachsen Bücher auf Bäumen und in der Erde, Federkiele an Büschen und Pergament stellt die Rinde der Bäume dar. Nur Kinder können dort hin gelangen und wenn du es bis dorthin schaffst, gehören die Dinge dir, die du auswählst und niemand kann sie dir je wieder nehmen." Ihre Stimme war rau und doch liebevoll und Marie sah sie strahlend an und reichte ihr einen Becher heißen Tee.
"Sie muss alleine gehen? Aber der Weg sieht sehr weit aus und sie ist noch jung.", sagte ihre Mutter und warf erneut einen Blick auf die Karte.
"Euer Kind ist schlau und weiß sich zu helfen. Der König wird schon bald die Kinder suchen, die ihm zu wissend sind. Hier wäre sie noch mehr in Gefahr, als auf dem Weg ins Tal der Geschichten.", erklärte sie den Eltern, die sich beredeten und schließlich doch zustimmten. Schon am nächsten Morgen packte Marie ihre Sachen und zog sich warm an und ihre Mutter füllte einen Beutel mit Essen und einem Feuerstein, damit ihr an nichts fehlte. Zum Schluss brachte ihr Vater einen Wasserbeutel, den er frisch befüllt hatte und den sich Marie um die Schultern warf. Der Abschied fiel ihnen schwer und doch wollten sie das Marie ihre Chance bekam und ließen sie gehen. Die fremde Alte schenkte Marie die Landkarte, begleitete das Mädchen bis zu einer Brücke und verabschiedete sich mit den Worten: "Wenn du deine Wahl getroffen hast stapel alles vor einen der Bäume und schreibe auf die Rinde wohin die Sachen sollen, dann drehe dich um und kehre Heim, aber sieh nicht zurück, egal was geschieht." Sie winkte dem Mädchen zu und ging davon.
Marie sah ihr nach, bis sie verschwunden war, dann folgte sie dem Weg, der auf der Karte markiert war.
Erst am Abend, als es langsam dunkel wurde hielt Marie an und suchte sich einen Platz, wo sie die Nacht verbringen konnte. Sie fand eine kleine Höhle, trug Holz zusammen und entfachte ein wärmendes Lagerfeuer, mit Hilfe des Feuersteins, dann nahm sie sich Essen und Trinken und schließlich legte sie sich gesättigt schlafen.
Die Nacht war lang und Marie war mehrmals wach geworden. Die Geräusche des Waldes ängstigten sie, doch sie sprach sich Mut zu, denn sie hatte ein Ziel vor Augen und dieses wollte sie erreichen. Früh am Morgen stand sie auf, löschte das Feuer und aß eine Kleinigkeit, dann machte sie sich weiter auf den Weg. Sie folgte einem Bachlauf, sah Fische und Vögel und Bog schließlich auf einen Weg, der sie ins Freie führte. Weitläufige Felder begrüßten sie und die wärmende Sonne, die den Schnee unter ihren Füßen glitzern ließ. Ihre Füße waren wieder eisig und ihre Finger, die in abgewetzten Handschuhen steckten taten ihr weh, doch sie wollte nicht aufgeben, steckte die Hände zusätzlich in die Taschen ihres Mantels und lief weiter. Schneehasen und Rehe beobachteten sie, liefen neben ihr her und verschwanden wieder im Wald.
Das Mädchen lächelte, schaute erneut auf die Karte und kam an den See, der auf dem Pergament eingezeichnet war. Ein alter Mann stand neben dem Steg, an dem ein altes Bott festgebunden war. Marie grüßte ihn freundlich und der Mann nickte und zeigte lachend die Zähne.
"Wohin des Weges, Kind?", fragte er und sah sie neugierig an. Marie antwortete das sie auf die andere Seite musste und das es schade war, das der See zugefrohren war, jedenfalls zum größten Teil. Doch der Mann lächelte und ließ Marie ins Boot steigen.
"Du willst auf die andere Seite, dann weiß ich was dein Ziel ist und die Wassernymphen wissen es ebenfalls. Steig ein und ich bringe dich auf die andere Seite." Marie sah ihn fragend an.
"Nymphen?", fragte sie und zögerte in das Boot zu steigen.
"Willst du mir sagen du glaubst an das Tal der Geschichten, aber nicht an die Wesen, die in den Märchen stehen?", fragte er und lächelte wissend. Marie, sah das Bild der Alten vor sich, die ihr zunickte und wieder verschwand, sie erwiderte das Lächeln des Alten und stieg ein. Als sie saß gab es einen Ruck und lautes Knirschen. Das Eis brach, während Marie Flüsternde und kichernde Stimmen im Wasser vernahm. Das Boot hatte sich in Bewegung gesetzt und das Eis, das vor ihnen brach und den Weg frei gab, schloss sich hinter ihnen wieder zu einer dicken Eisschicht. Es dauerte nicht lange und sie waren an der anderen Seite angekommen. Marie verabschiedete sich, winkte dem Alten zu, der ihr viel Glück wünschte und folgte dem Weg weiter. An diesem Abend ließ sich keine Höhle finden, doch in der Ferne sah sie ein kleines Licht in mitten eines kleinen Waldes. Sie folgte dem Licht, bis sie vor einem Erdhügel stand in dessen Seite ein kleines, rundes Fenster eingebaut war. Vorsichtig sah sie hinein und erschrack, als sie einen Hasen, einen Fuchs und einen Wolf an einem Tisch zusammen sitzen und Tee trinken sah. Marie rieb sich die Augen und sah erneut hinein, doch der Anblick blieb der gleiche wie zuvor. Zögernd trat sie um den Erdhügel herum und erreichte eine Tür. Wieder erschien das Bild der Alten, die nickte und zuversichtlich lächelte. Marie klopfte und trat einen Schritt zurück. Dann wurde ihr geöffnet und der Hase sah sie aus seinen braunen Augen an, die hinter einem Zwicker leuchteten.
"Tritt ein und wärme dich, mein Kind.", sagte er und das Mädchen keuchte erschrocken. Nicht nur das sie Kleidung trugen, Tee tranken und zusammen saßen, obwohl sie sich gegenseitig, normalerweise fraßen, sie konnten auch noch sprechen.
"Fürchte dich nicht, komm herein, es wird dir kein Leid geschehen.", forderte der Fuchs sie auf und schließlich trat Marie ein, nahm auf dem Stuhl, den man ihr zuwies platz und erhielt einen Becher heißen Tee. Sie nahm einen Schluck und sah dann in die Runde. Endlich traute sie sich zu fragen, wie es kam das die drei so friedlich zusammen saßen und der Wolf antwortete: "Wir sind eben schlauer als andere, denn zusammen geht es uns besser in dieser Jahreszeit. Wenn wir einander helfen sind die Überlebenschancen größer als wenn wir eine einzige Mahlzeit zu uns nehmen, die uns einsam macht." Marie dachte über die Worte nach und nickte schließlich.
"Das solltet ihr unserem König einmal erzählen.", war ihre Antwort und als sie ihre Geschichte und den Grund ihrer Reise erzählte, nickten auch die drei Tiere. So saßen sie noch einige Zeit beisammen, wärmten sich am Feuer, teilten Kekse und Tee und erzählten, bis sie sich müde zur Ruhe legten und einschliefen. Am nächsten Morgen erwachte Marie früh. Sie wollte schnell weiter, bedankte sich bei den dreien, nahm ihre Sachen und verabschiedete sich, dann folgte sie der Karte und lief schnellen Schrittes weiter.
Freudig erkannte sie, das sie dem Tal der Geschichten schon sehr nahe war und wenn sie weiter so schnell lief, würde sie am Abend ankommen und ihr Ziel erreichen.
Obwohl der Schnee bereits sehr hoch lag, kam Marie gut voran und gegen Abend hatte sie den äußeren Rand des Tals erreicht, in dessen Mitte sich ein weitläufiger Wald befand, der ihr Ziel beherbergte. Lachend lief Marie darauf zu. Sie sprang vor Freude und juchzte und lachte bis sie nicht mehr konnte. Endlich durchbrach sie den Wald und landete auf der Lichtung, dessen Ende sie nicht erblicken konnte. Marie blieb stehen und sah sich um. Die alte Frau hatte recht gehabt, hier gab es jede Menge Bäume auf denen anstatt Obst Bücher wuchsen. Bücher in unterschiedlichen größen und Formen. Baumstämme bestanden aus Pergamentböden, die man abwickeln konnte und Federkiele und Tintengläschen wuchsen auf dichten Büschen. Maries Mund stand vor staunen auf, ihre Augen leuchteten vor Freude und nun bemerkte sie auch, das der Winter hier keinen Einlass erhalten hatte. Dann drangen flüsternde Stimmen, klar und hell wie Vogelgezwitscher an ihr Ohr, die von den Kronen der Bäume zu ihr hinüberwehten. Sie trat näher und besah sich die Bücher des ersten Baumes. Ein Märchenbuch hing neben dem anderen und leise Stimmen schienen daraus vorzulesen. Sie lauschte dem Märchen vom tapferen Ritter, dann dem des schnellen Hasen und schließlich dem Märchen von Prinzessin Zauberschön. Irgendwann ging sie zum nächsten Baum, an dessen Krone Geschichtsbücher hingen und lauschte einem Buch das von eroberungen fremder Länder vorlas. Am dritten Baum hingen Bücher, die Marie aus der Schule kannte. Rechenaufgaben wurden verkündet, das Heranwachsen und die Pflege von Pflanzen und Nutztieren und schließlich auch Aufgaben für junge Mädchen die Heimarbeiten erlernen wollten.
Marie lief von einem Baum zum anderen, lauschte hier und dort, blätterte in einigen Büchern, hing sie wieder an den jeweiligen Baum und lief weiter.
Irgendwann jedoch kam sie zu einem Baum, dessen Bücher nur leere Blätter enthielten und auf dessen Buchrücken Namen von Menschen standen. Sie fand sogar ein Buch mit ihrem eigenen Namen. Was hatte dies zu bedeuten? Marie nahm das Buch an sich und schlug die ersten Seiten auf. Sie erschrack, als sie, in ihrer eigenen Handschrift die Geschichte ihrer Reise las, bis zu dem Teil, wo sie das Buch mit ihrem eigenen Namen fand und aufschlug. Ein Federkiel fiel ihr vor die Füße und ein kleines Tintenfässchen folgte ihm. Atemlos blickte sie hinab, unschlüssig was sie tun sollte, doch dann setzte sie sich, lehnte sich an den Baumstamm und nahm Federkiel und Tinte in die Hände. Ihr Buch lag auf ihrem Schoß und schien ihr entgegen zu blitzen. Sie schlug es wieder auf und erkannte gerade noch wie sich die Worte: "...lehnte sich an den Baumstamm und nahm Federkiel und Tinte in die Hände..." von allein bildeten. Der Federkiel erzitterte und das Tintenfässchen öffnete sich mit einem leisen Plopp. Wie von allein führte die Feder Maries Han zu dem Fässchen tunkte hinein und glitt zu einer leeren Seite des Buches hinüber. Marie starrte auf das leere Papier, dann zuckte sie mit den Schultern und schrieb: Eine Kerze in einem eisernen Ständer erschien neben Marie und erhellte den Platz unter dem Baum. Die Luft knisterte und bald darauf erschien eine Kerze, die in einem eisernen Ständer steckte und erleuchtete den Platz, an dem Marie saß. Das Mädchen schrie auf und sprang hoch. Wie konnte das sein? Sie atmete schwer und starrte auf die Kerze, die sie ein wenig blendete. War es möglich das dieses Buch ihre eigene Geschichte zum Leben erweckte, wenn sie etwas hinein schrieb? Das musste sie ausprobieren. Sie setzte sich erneut an den Baum, nahm Buch, Feder und Tinte zur Hand und überlegte, dann schrieb sie auf, wie sie vor einem gebratenen Hänchen und einem Krug Limonate stand, legte die Feder bei seite und wartete. Das Knistern ertönte erneut und schon beim nächsten Zwinckern standen Brathähnchen und Limo vor ihr und verbreiteten einen herrlichen Geruch.
Mutig brach sie ein Stück ab und steckte es sich in den Mund. Es schmeckte köstlich, ebenso die kühle Limonade, die sie in großen Schlücken trank. Ihre Vermutung war richtig, es war ihre eigene Geschichte, die sie schrieb und die sich dann erfüllte. Welch großes Wunder dies war und welche Möglichkeiten ihr damit offenstanden. Sie laß die Geschichte ihrer Reise ein weiteres Mal und dachte an die Personen die sie getroffen hatte. Sie alle waren hilfsbereit, verständnissvoll und schlau gewesen und Marie wusste das sie ihre Geschichte nicht nur für sich allein schreiben wollte. Sie tat also gut daran genau zu überlegen, wie sie ihre Geschichte weiter schreiben wollte.
Der König, der sein Land langsam aber sicher, mehr und mehr ins Unglück stürzte, sollte darin vorkommen und sein Volk, das unter dem Herrscher litt sollte wieder glücklich und zufrieden werden.
"Wir sind eben schlauer als andere, denn zusammen geht es uns besser in dieser Jahreszeit. Wenn wir einander helfen sind die Überlebenschancen größer als wenn wir eine einzige Mahlzeit zu uns nehmen, die uns einsam macht.", hatte der Wolf gesagt und Marie fand diese Worte weise und wichtig. Darum sollte es dem König gehen. Sie nahm die Feder zur Hand und begann ein neues Kapitel.
>> Der weisere König <<
Sie schrieb wie sie das Tal der Geschichten verließ und zu ihren Eltern zurück kehrte, dann folgte der kompliziertere Teil.
Marie atmete tief ein, dann schrieb sie: Marie lief vier Tage lang in die Richtung, aus der sie gekommen war, bis sie vor der Türe ihres Heimes anlangte. Sie klopfte und trat ein und begrüßte ihre Eltern herzlich. Während Marie ihre Eltern umarmte, ertönte das Knistern und ein Berg von Büchern, Pergamntpapier und Federkielen, mitsammt den dazugehörigen Tintenfässchen erschien in ihrem Zimmer. Sie begutachteten die Mitbringsel begeistert und schließlich setzten sie sich beisammen und Marie laß ihren Eltern ein Märchen vor.
Einige Tage später schrieb Marie einen Brief an den König und wartete dann auf eine Antwort. Schon drei Tage darauf traf der Bote, der einst ihre Bücher geholt hatte ein und klopfte an der Türe. Mit strammen Schritten trat er ein und durchsuchte das Haus und als er Maries Zimmer sah, griff er nach den vordersten Büchern, um sie mit sich zu nehmen und zu verbrennen, doch als er hinausstürmen wollte, da flogen die Bücher in die Luft und schlugen auf seinen Kopf ein. Der Bote schrie vor Schmerz, schwang die Arme über den Kopf, um sich zu schützen und stürmte hinaus.
Dies wiederholte sich einige Tage lang, bis der König wohl die Geduld verlor und sich selbst auf den Weg machte. Mit Krone und Zepter trat er in die kleine Hütte und ließ sich die Bücher zeigen, dann griff er nach einigen, zog die Finger aber zurück, als die Bücher erzitterten und sich in die Luft erhoben. Mit jedem Schritt, den der König rückwärts ging, beruhigten sich die Bücher ein wenig, bis sie wieder reglos auf dem Stapel am Boden lagen. Der König wurde wütend und schimpfte, doch Marie nahm seine Hand und führte ihn in den Sessel ihres Vaters, wo er sich verdutzt nieder ließ. Dann nahm Marie ein Märchenbuch zur Hand und begann zu lesen und der König und alle die im Haus waren lauschten bald gespannt. Sie laß die Geschichte vom Hasen und seinen Freunden dem Fuchs und dem Wolf vor und als sie geendet hatte, sagte sie zum König: "Nicht das geschriebene Wort kann einem König gefährlich werden, nur die Unwissenheit, dem geschriebenen Wort keine Beachtung zu schenken."
Der König sah Marie nachdenklich an, dann begann er zu lachen und nickte, denn er hatte den Sinn der Geschichte und den von Maries Worten verstanden. Er erhob sich und schickte seinen Boten aus, die Bücher wieder zu verteilen, dann bat er Marie ihm das Lesen und Schreiben bei zu bringen, doch Marie schüttelte den Kopf und deutete auf ihre Mutter, die ihr all dies beigebracht hatte. Der König verstand und Maries Mutter versprach, ihm alles bei zu bringen, was sie Marie gelehrt hatte.
Von diesem Tag an kam der König regelmäßig zu Besuch, lernte lesen und schreiben und ein besserer Herrscher zu werden und er entlohnte Maries Mutter so gut, das sie keine Sorgen mehr hatten. So lebten sie bis ans Ende ihrer Tage und die Nachkommen des Königs erlernten das Lesen und Schreiben bei den Nachkommen von Maries Familie.
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Beitrag von Phönixfeder Sa 01 Jun 2013, 08:24

Bewertungszeit / Punktevergabe:
vom 01.Juni.2013 bis 07.Juni.2013 um 24 Uhr




Bewertung

1) Die Bewertung findet, wie immer in Form von Bewertungs-PN`s statt. Bitte beachtet die Regeln zur Bewertung! (Eure Punkte + Name der Geschichte werden per PN an das Foren-Team geschickt / Eure schriftliche Meinung dürft ihr unter die Geschichten setzen (ohne Punktzahl!!!)
2) Man darf nicht die eigene Kurzgeschichte bewerten.
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Zuletzt von Phönixfeder am Sa 01 Jun 2013, 15:16 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
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Beitrag von Max Riley Sa 01 Jun 2013, 13:59

Top Schreibstil…
…und bis Marie in das Tal der Geschichten kam ein wunderschönes Märchen, traumhaft erzählt.
Die Idee mit dem Büchern in dem das Leben eines Einzelnen geschrieben steht, gibt es zwar schon unter den Hardcore-Verschwörungstheoretikern und selbsternannten Parawissenschaftlern – wird da Buch des Schicksals genannt, angeblich irgendwo in einem indischen Tempel der genauso schwer oder unmöglich zu finden ist wie das Tal der Geschichten in diesem Märchen. – aber die Variante hat was.

Leider hat mich der Schluss, bzw. der letzte Absatz, nicht überzeugen können. Nicht nach dem starken Anfang. Die liebevolle Art von Marie ist zwar da, hatte aber die große Wirkung verloren die während der Geschichte permanent Präsent war. Hätte mir hier einen weiseren, raffinierteren und liebevolleren Plan den sie umsetzt gewünscht.
So wie die Erzählung dargestellt wurde, verwundert es mich das Marie nicht wegen dunkler Magie und Widerstand gegen eines Erlass des Königs nicht gleich auf den Scheiterhaufen gelandet ist.

Bis auf den letzten Abschnitt, meiner Meinung nach das schönste Märchen das gesetzt wurde.
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Beitrag von Gänseblümchen So 02 Jun 2013, 07:53

Die Idee mit dem "Tal der Geschichten", in dem Marie das Buch findet, in dem sie mit eigener Handschrift ihre Reise erkennt und diese zu Ende schreiben kann, ist klasse. Ihre eigene Geschichte und Gedanken werden zum Leben erweckt und alles wird gut.

In diesem Märchen kam auch eine klare Botschaft herüber:
So wie Fuchs, Hase und Wolf hier an einem Tisch sitzen, sich gegenseitig unterstützen, sollten auch Menschen im realen Leben ungeachtet ihres Aussehens und ihres Standes und ohne Vorurteile füreinander da sein und voneinander lernen. Und Lernen ist wichtig, damit man klug und weise wird.
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Liebe Grüße sunny
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Beitrag von Märchenfee Do 06 Jun 2013, 16:39

Gutes Märchen mit Aussage.
Das Ende hätte ich jetzt auch raffinierter gestaltet, ist aber eine mögliche Variante von vielen....
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Beitrag von Phönixfeder So 09 Jun 2013, 08:06

Im Tal der Geschichten: Phönixfeder = 24 Punkte
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